Ältere Freitaler haben das Geschäft im einstigen Grundstück Dresdner Straße 106 nicht vergessen: Paul Dylla; Uhren und Goldwaren
Vor nun mehr 102 Jahren gründete der Goldschmiede- und Uhrmachermeister Paul Dylla auf der oberen Dresdner Straße 106 in Freital das Uhren- und Goldwarengeschäft Dylla. Die Branche spielt im Vertrauen der Öffentlichkeit eine gewichtige Rolle. Denn Uhren sind eine diffizile Sache. Versagen sie ihre guten Dienste, will man sie zum Zwecke der Reparatur in den besten Händen wissen. Der gebürtige Schlesier Paul Dylla, der Laden und Werkstatt in der damaligen Gemeinde Deuben eröffnete, genoss schon bald die Zuneigung der Kundschaft, die ständig größer wurde.
Präzise ausgeführte Reparaturen und Ehrlichkeit am Ladentisch begründeten den untadeligen Ruf des Meisters, der nach relativ kurzer Zeit an das Vergrößern denken konnte. Er mietete 1933 vom Konsumverein die benachbarten Geschäftsräume mit an und bildete Lehrlinge aus. 1938 erwarb er das Wohn- und Geschäftsgrundstück Dresdner Straße 106. Die Kriegszeit hinterließ Spuren, das Warenangebot wurde schmal. Wer noch im Besitz einer Uhr war, brachte sie im Falle eines Defektes zum Fachmann. Der Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 warf Licht und schwere Schatten zugleich. Das Paar Marianne und Paul Dylla feierte Silberhochzeit. Am gleichen Tag raubte die sowjetische Besatzungstruppe den gesamten Warenbestand mit allen Reparaturaufträgen der Kunden. Paul Dylla begann von Neuem, Werkstatt und Handel aufzubauen. Drei Jahre später ein neuer Rückschlag. Der Konsum meldete Eigenbedarf an, das Land Sachsen ließ Paul Dylla entschädigungslos enteignen. Er verlor sein rechtmäßig erworbenes Eigentum. Über Nacht stand er wieder dort wo er vor 30 Jahren begonnen hatte. Mit seiner Gattin Marianne und den Söhnen Günther und Jürgen (beide gelernte Uhrmacher) sowie kriegsversehrten Umschülern hielt der Meister den Geschäftsbetrieb aufrecht. Im Januar 1959 verstarb der Fachmann, der selbst in schweren Stunden seinen Berufsstand in Ehren gehalten hatte.
Ein Jahr später musste Marianne Dylla das Geschäft schließen. Der ältere Sohn Günther, der seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (1945) bis 1959 eine feste Stütze im väterlichen Betrieb war, zog im gleichen Jahr nach München. Dort arbeitete er als selbständiger Uhrmacher und galt auch im Werkzeug- und Maschinenbau als kleines Genie. 1977 erfand er einen Viertakt-Hubkolbenmotor, der patentiert wurde und im Modellflugzeugbau Verwendung fand. Sohn Hans Jürgen, der nach der Geschäftsschließung 1960 im Edelstahlwerk Feital als Feinmechaniker neue Arbeit fand, eröffnete 1978 mittlerweile als Uhrmachermeister avanciert, auf der Wilsdruffer Straße 112, in Höhe des Neubaugebietes Zauckerode, wieder ein Uhren- und Schmuckgeschäft der Familie Dylla. Seine Vorliebe zu Altuhrreparaturen (Regulateure, Standuhren, Kuckucksuhren usw.) brachten oft Reparaturannahmezeiten von bis zu einem halben Jahr mit sich. Seine Frau Erika die das kaufmännische erledigte, setzte Sohn Mathias die handwerkliche Tradition fort und lernte ebenfalls den Beruf des Uhrmachers. Während seiner Tätigkeit in Bayern sammelte er Erfahrungen in Goldschmiedearbeiten. Im April 2002 übergab Hans Jürgen Dylla den Betrieb an seinen Sohn. Und wie sollte es auch anders sein Sohn Mathias konzentriert sich mit Vorliebe auf Reparaturen von alten bzw. antiken Uhren. Selbst derzeit sind Reparaturlieferzeiten von 4-6 Wochen von Regulateuren, Standuhren usw. auf Grund des hohen Reparaturanfalls keine Seltenheit. Der Umfang der Uhrenreparaturen umfasst nicht nur Altuhren sondern schließt auch sämtliche Armbanduhren (mechanische- Automatik Uhren, Quartzuhren, Funkuhren, Eco Drive usw.) mit ein. Dazu werden sämtliche Gold- und Silberschmuck- reparaturen (Kettenreparaturen, Ringweitenänderungen, Steinneufassungen, Schmuck reinigen usw.) in der eigenen Werkstatt ausgeführt.